Engetried

Engetrieder Faschingsumzug
Engetrieder im 18. Jahrhundert

Als im Mai 1978 die Gemeinde Engetried mit ihren Weilern und dem Griestal im Zuge der Landkreisreform Teil der Einheitsgemeinde Markt Rettenbach wurde, endete ihre Selbstständigkeit nach 160 Jahren.
675 m hoch über dem Meeresspiegel gelegen, findet sich der Ort direkt an der östlichen Günz am nördlichen Ausgang des Günztales und nach der 1911 von Dr. O. Merkt gezogenen Grenze am nördlichen Rand des Allgäus.
Der Name Engetried hat nach heutiger Erkenntnis seinen Ursprung nicht im engen Günztal, sondern in der Rodung eines gewissen Engilmuot, daher in der ältesten Aufzeichnung Engilmvtriet geschrieben (gesprochen etwa "Engilmuoteried").

Besonders die Höhenzüge um Engetried dürften schon in alter Zeit zumindest zeitweise besiedelt gewesen sein. Beredtes Zeugnis hierfür ist eine alte keltische Fliehburg nördlich des hoch gelegenen Weilers Speckreu, die heute leider nur noch in Umrissen zu erahnen ist.

Östlich der Günz und des Dorfes Engetried war auf der Anhöhe der ursprüngliche Sitz der Ortsherren. Die erste heute bekannte urkundliche Erwähnung Engetrieds erfolgte, als der Ortsherr Ritter Hiltebold von Krumbach um das Jahr 1163 das halbe Dorf mit Pfarrkirche sowie Dingisweiler (Sibontinwiler), Rohrhof, Linden und die Bruderhöfe (Rvdolfshouen) an das Kloster Ottobeuren verschenkte. Die andere Hälfte behielt er für sich und wurde 1176 Ottobeurer Konventuale.

Unter den späteren Ortsherren traten besonders hervor die Markgrafen von Burgau, durch die Engetried zum Erzhaus Österreich kam.
Pfandherren von gleichzeitig Engetried (Herrschaft Stein) und Ronsberg (Herrschaft Ronsberg) war jahrhundertelang das Geschlecht derer von Stein, die ihre Burg schließlich von Ronsberg weg an die Grenze zwischen den beiden Herrschaftsbezirken verlegten. Im 18. Jahrhundert machte das Kloster Ottobeuren daraus ein Domizil für seine Mönche. Die Burgstelle kann über das Griestal noch heute besichtigt werden, die Burg bzw. das spätere Schloss brannte 1815 bis auf die Grundmauern nieder. Heute gehört Engetried zum Unterallgäu, Ronsberg zum Ostallgäu.
Ronsberg selber war bis 1786 Teil der Pfarrei Engetried und wurde von hier aus vikariert. Deshalb gehören heute noch einige Weiler zwar kommunal zu Ronsberg, pfarrlich jedoch noch immer zu Engetried. Inzwischen gehört die Pfarrei St. Blasius von Engetried zum Pfarrverband Markt Rettenbach.

Nachfolger der Herren von Stein waren die Herren von Schönau, bis im Jahre 1757 der südliche Teil der Herrschaft (Ronsberg) an das Reichsstift Kempten und der nördliche Teil (Engetried) an das Reichsstift Ottobeuren verkauft wurden. Das Geschlecht von Schönau existiert noch heute am Oberrhein.
Bekanntester Ortsherr ist Hans Caspar von Schönau zum Stein, der 1595 an den Folgen des Türkenkrieges starb; ein Grabmal von ihm befindet sich in der Minoritenkirche in Wien. Aber auch in der Pfarrkirche von Engetried, unter Abt Anselm Erb von Ottobeuren im 18. Jahrhundert barockisiert, zeigt er sich lebensgroß neben drei weiteren Epitaphien.

Engetried hatte wie die kirchliche Filiale Dingisweiler jeweils eine eigene Schule. Als letzte von beiden wurde die Engetrieder Schule in den 1980er Jahren aufgelöst, als ein Neubau in Markt Rettenbach alle Schüler der Einheitsgemeinde aufnehmen konnte. Von dieser Schule aus begann 1948 der Aufstieg des weitum bekannten Engetrieder Faschings.