Der Heilige Jakobus der Ältere erlitt 44 n. Chr. in Jerusalem als erster
Apostel das Martyrium. Der christlichen Überlieferung nach gilt er als
erster Missionar auf der iberischen Halbinsel. Der Legende nach
gelangten seine Gebeine auf wundersame Weise in einem Boot von Jerusalem
wieder nach Spanien und wurden an einem Ort namens Compostela
bestattet. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wurde dort ein frühchristliches
Grab gefunden und man gelangte schnell zu der Überzeugung, dass es sich
dabei um das Grab des Apostels handeln müsse. Seit dem frühen
Mittelalter begaben sich Pilger aus ganz Europa nach Santiago de
Compostela. In den folgenden Jahrhunderten wurde Santiago de Compostela
neben Rom und Jerusalem zu einer der wichtigsten Wallfahrtsstätten der
Christenheit.
Von großer Bedeutung für das Pilgerwesen waren
dabei größere Orte, von denen aus sich Gruppen oder auch Einzelpersonen
auf den Pilgerweg in Richtung Spanien begaben. Die Pilger benutzten die
alten Handelsstrassen und erhielten in den Klöstern am Weg und eigens
eingerichteten Hospizen Unterkunft und Verpflegung.
In jüngster
Zeit erlebt das Pilgerwesen eine Renaissance, immer mehr Menschen
unserer Zeit machen sich auf den Weg nach Santiago de Compostela. 1987
wurde der Jakobusweg zum ersten Europäischen Kulturerbe erklärt. Für die
Region Schwaben ist es gelungen, einen Weg zu finden, der sich an den
historischen Routen orientiert und gleichzeitig den Anforderungen des
heutigen Pilgerns entspricht.
Der Jakobuspilgerweg führt von Augsburg aus auf zwei Varianten durch das Unterallgäu, die sich in Bad Grönenbach wieder vereinigen.
Verehrer der heiligen Crescentia können seit Mai 2003 persönlich auf den Spuren der Kaufbeurer Klosterfrau Maria Crescentia Höß (1682-1744) wandern. Der so genannte Crescentia-Pilgerweg führt von Kaufbeuren aus durch das Ost- und Unterallgäu nach Ottobeuren und Mindelheim.
Der 88 Kilometer lange Pilgerweg bietet einen Dreiklang von Eindrücken, der von der sehenswerten Allgäuer Landschaft, bedeutenden Kunstwerken und der inneren Einkehr nach dem Vorbild der heiligen Crescentia bestimmt wird. Der Pilgerweg wurde auf der Wegstrecke angelegt, auf der Schwester Crescentia einst von Kaufbeuren nach Ottobeuren und Mindelheim ging.
Wallfahrer und Wanderer kommen auf dem Pilgerweg immer wieder an Crescentia-Kapellen, Crescentia-Marterln und an Plastiken des berühmten "Schulterwundenheilands im Kerker", dessen Ursprung auf eine Vision der heiligen Crescentia zurückgeht, vorbei.
An drei Wanderparkplätzen in Kaufbeuren, Mindelheim und Ottobeuren informieren Info-Tafeln und Handzettel vor Ort über den Pilgerweg. Ein ausführliches Faltblatt mit detaillierten Informationen zu den Sehenswürdigkeiten am Weg und einer Karte kann bei der Tourist Information in Kaufbeuren kostenlos angefordert werden.
Die Kaufbeurer Klosterfrau Maria Crescentia Höß, die am 25. November 2001 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde, hatte in ihrer Zeit im Kaufbeurer Kloster vielfältige Kontakte zum Kloster Irsee, zum Kreuzkloster in Mindelheim und zur Reichsabtei Ottobeuren. Immer wieder machte sich Schwester Crescentia zu Fuß auf den Weg, um diese Klöster zu besuchen.
Aus dieser Zeit stammt auch eine der berühmten Heilig-Geist-Darstellungen. Denn nach einem Besuch Crescentias im Oktober 1731 in der Benediktinerabtei Ottobeuren ließ der dortige Abt Rupert Neß ein Bild des Heiligen Geistes nach einer Vision Crescentias malen. Es kann heute noch im Eustachiuszimmer in der Ottobeurer Abtei bewundert werden.
Zwischen Eggenthal und Bayersried im Ostallgäu steht direkt am Pilgerweg ein Bildstock mit der Inschrift "Kreszentia hat geholfen! Sept. 61". An dieser Stelle, so sagt die Überlieferung, soll Schwester Crescentia auf ihrem Weg nach Ottobeuren kurze Rast eingelegt haben.
Aufgrund ihrer Frömmigkeit und ihrer Klugheit war Maria Crescentia Höß schon während ihrer Zeit im Kloster für unzählige Menschen zur Trösterin und Helferin in seelischen, geistlichen und materiellen Nöten geworden. Viele nahmen tagelange Wartezeiten in Kauf, um mit ihr persönlich sprechen zu können. Aus ganz Europa schrieben die Menschen und fragten die Kaufbeurer Klosterfrau um Rat.
Nach Crescentias Tod wurde ihr Grab in der Klosterkirche zu einer bedeutenden Wallfahrtstätte in ganz Europa.